Jonny Blue - In His Own World

Sunflower Promotion
Von -


Begonnen hat alles ca 1964, als ich zwar Klavier lernen sollte, aber Mozart, Etuden und Co. bereiten einem 10-jährigen nunmal selten Freude ... (im nachhinein betrachtet – schade). Dafür hab ich meine erste Mundharmonika geschenkt bekommen (Hohner – "Unsere Lieblinge" in C) und bald darauf eine Echoharp in C und G. Ich konnte bald alle Schlager, 
die der alte Röhren-Radio im Wohnzimmer so von sich gab ...

Mit ungefähr 15 plante ich, mir eine Gitarre aus dem "Werkbuch für Jungen" der
Städtischen Bücherei zu basteln. Der Korpus hatte zwar eher das Aussehen einer Balalaika,
aber mir machtedas nichts aus. Meine Eltern konnten den Plan nur dadurch verhindern,
dass sie mir und meiner Schwester ("zu gleichen Teilen") zu Ostern eine Wandergitarre
um ÖS 630.– kauften (ich besitze sie heute noch und halte sie in Ehren).

Nach kurzer Zeit konnte nicht nur ein paar Volkslieder, sondern auch einige Freddy-Quinns.

Am Sonnwend-Lagerfeuer der Sport-Union Hernals lernte ich einen Helmut kennen, der eigentlich nach Schweden abhauen wollte (worum ich ihn grenzenlos beneidete), und der brachte mir "Sounds Of Silence" bei und "The House Of The Rising Sun". Es war ein bedeutsamer, richtungsweisender Abend – Lieder, die man nicht mehr vergißt.

Mein erster Musikpartner (und Jugendfreund) war Günter Dzikowski. Wir waren Geräteturnkollegen (bei unzähligen Meisterschaftswettkämpfen belegte er regelmäßig vor mir den ersten Platz). Er besaß ein italienisches Farfisa-Keyboard mit Gebläse – wenn es leiser spielen sollte, stopften wir einfach ein Handtuch in den Luftweg. Er spielte aber auch Gitarre, und auf meinem nagelneuen Philips-Tonbandgerät nahmen wir den alten Blues "Mole In The Ground" im Multiplayverfahren auf. Günter Dzikowski ist nun schon seit vielen Jahren Tastenmann der Ambros'schen No. 1 vom Wienerwald.

Als Mittelschüler und später als Student war der Wiener Folkclub Atlantis irgendwie meine 2. Heimat. Das war so um 1970/1972 rum. Meine Eltern glaubten, ich verkomme dort zum "Giftler", aber es war einfach diese gesangs- und gitarrenlastige Musik von Peter, Paul & Mary, Bob Dylan, Donovan, Tom Paxton, Kris Kristofferson und wie sie alle heißen. Aber natürlich auch die starke heimische Szene mit den Milestones, den Schmetterlingen, Jack Grunsky usw. Zuhause durfte ich den Namen Atlantis kaum erwähnen, aber ich schlich mich oft heimlich hin und sagte, ich probe für die nächste rhythmische Messe.

Später bekam ich dort auch die Chance, selbst ganz spät am Abend, wenn der Hauptact schon längst vorbei war, meine Gitarre rauszuholen und ein paar Songs anzustimmen. Eines Nachts war's wieder so weit, das Lokal war schon halb leer, ich zupfte so rum, da kam Theo Bina (damals einer der angesagtesten Gitarre-Götter) rauf zu mir und meinte nur: "Is leiwand Oida, wos du do spüsd". Es wurde sehr spät ... um 4 h früh marschierte ich dann mit meinem Gitarrekoffer von der Operngasse das Wiental entlang heimwärts in den 15. Bezirk. Kein Ärger der Welt, den ich von meiner Mutter gleich haben würde, konnte mir das Supergefühl nehmen.

Ich begann Songs zu sammeln – es kamen noch unendlich viele hinzu: Folk- und Country-Songs, Wander- und Seemannslieder, Moritaten und Frivoles, Gstanzln und Schlager usw. Die Texte horchte ich von den Platten runter oder schrieb jedes Mal, wenn die Nummer im Radio kam, schnell ein paar neue Zeilen mit. Ich sang und spielte sie auf Schihütten (Großvenediger, Sonnblick, Goldeck, Hebalm ...), auf Sportlagern (Schielleiten, Waidhofen/Ybbs ...), auf Segellehrer-Abenden (Velden, Pörtschach ...), in Jugendclubs, natürlich im Atlantis und dem Wiener Countryclub und auf Geschäftseröffnungen (Ikea, Wienerwald ...).

Die Austro-amerikanische Gesellschaft im ersten Bezirk war seit den 70ern eine Drehscheibe zahlreicher Szenekünstler – Milestones, Worried Men, Blue Grass Specials usw. spielten dort (und zwar immer ohne Gage). Vic Huber lud auch mich regelmäßig ein. (links: das jährliche Weihnachtskabarett, rechts: ein Soloabend) Das Gründen einer eigenen Band gehörte damals unter uns Folksängern und Liedermachern zum guten Ton. Meine hießen: Jack o'Lantern, Pegasus, Jonny's Country Star Band, Hans & Mizzi ... die übrigen Namen habe ich vergessen, mit jeder Formation wurden ein paar Gigs gespielt.

1976 arbeitete ich als Segellehrer am Wörthersee in Kärnten und fuhr übers Wochenende nach Bregenz (Vorarlberg) um am Folkfestival auf dem Gebhartsberg teilzunehmen. Der Initiator des Festivals war Colin Wilkie, damals gemeinsam mit seiner Frau Shirley Hart ein recht bekannter britischer Folkact. Colin gestattete mir, im Vorprogramm mit einem eigenen (deutschsprachigen) Song aufzutreten und dieser wurde sogar im ORF aufgeführt. Das war quasi nach mehreren Anläufen der Beginn meiner Songschreiberkarriere. Im Herbst dieses Jahres hatte ich mit einem selbstgeschriebenen Song meinen ersten TV-Auftritt im ORF und erschien auf einem Liedermacher-Sampler.

Nach einem kurzen Gastspiel bei der Tanzcombo "Cottage Five" (am linken Bild bei einer Aufnahmesession am Küniglberg) trat ich der damals sehr renommierten Kommerzband "Les Savoys" als Sänger und E-Gitarrist bei. Eine Band mit zwei Live-Bläsern und einer Sängerin war damals die gehobene Spitzenklasse, Synthesizer und Midi gab es noch nicht - alles war also tatsächlich live. Für diese Gruppe schrieb ich den Song "Mediterranean Sunset", der es (als meine erste Single-Veröffentlichung überhaupt) 1981 in die Ö3-Charts auf Platz 4 schaffte. Einige weitere Lieder schafften den Sprung in die (untergeordnete) Austro-Parade.

Bei einem Bandauftritt der Les Savoys beim Veldner Karneval ca 1984 lernte ich Duncan "Bob Marley von Wien" Mlango aus Kenia kennen. 1985 gründete ich mein Plattenlabel Cactus Records und Duncan wurde einer meiner ersten Vertragskünstler. Jahre später gründete ich "Mlango/Ochoko" mit dem Bassisten Samy Ochoko und einigen Gastmusikern wie Hans Zinkl an den Keyboards, Herbert Laufer am Schlagzeug. Als Ausgleich zur sechsköpfigen Live-Reggaetruppe entwickelte sich aber das Discoshow-Projekt "Black & White – Reggae Night" zum Discotheken-Renner – wir spielten rund 300 Gigs in Österreich, Deutschland und Südtirol.

Parallel zur Reggae-Formation entstand das Kunstprojekt "Kids Can't Wait" mit anfangs Duncan, meiner Frau Lisbeth und mir. Für einige Fernsehauftritte kamen dann noch Gaby und Walter hinzu. Als kurzer Vorgriff sei gesagt, dass später noch Chris ins Projekt einstieg und wir traten in der ORF-Show Checkpoint mit Joesi Prokopetz am Schlagzeug auf.

1988 wurde mir ein junger Sänger namens Chris White vorgestellt. In und mit ihm erkannte ich die Möglichkeit meiner Schlagerliebe zu frönen ... Man könnte salopp formulieren: der Rest ist Geschichte. Ich schrieb und produzierte ihm bis ins Jahr 2001 sieben Alben und kann ehrlichen Herzens sagen, dass wir bis in die Bergstation der deutschen und österreichischen Schlagerwelt vorgedrungen sind – allerdings war der Weg zum Gipfel leider unerreichbar.
2010/2011 beschloss ich, Chris zu seinem bevorstehenden 50. Geburtstag ein neues Album zu "schenken".

Ab 1999 begann ich eine Produktionspartnerschaft mit dem St. Pöltner Tec-Team. Den größten internationalen Erfolg verbuchten wir mit "Come ... Into My Dream" mit DJ Foggy. Wir landeten im Jahre 2000 unter den Top100 der deutschen Dancefloor-Charts. Später folgten noch einige Filmusiken für "Böse Zellen" und "Hotel".

2002 bis 2007 wurden musiklose Jahre für mich. Im nachhinein betrachtet war ich durch den enormen Energieeinsatz all die Jahre hindurch völlig ausgebrannt, zog mich zurück und dachte lange Zeit darüber nach, wie ich meine Liebe zur Musik zurückgewinnen könnte. Ich begann, mir wieder die Uralt-Tapes der 70er reinzuziehen – und da war eben Folkmusic drauf. Meine Instrumente erhielten neue Saiten (und auch ein paar neue Gefährten) und heute macht Musik schon wieder denselben Spaß wie früher ...

2008 lernte ich Manfred kennen – wir gründeten gemeinsam mit Werner am Bass und Heidi (Geige) die Folkband "Hi Folks!" und absolvierten 2009 eine ganze Menge Club- und Privat-Gigs. Im Herbst 09 steigen Manfred und Heidi aus beruflichen und/oder privaten Gründen aus.

2010 fand ich nach dem Ausprobieren einiger MusikerInnen schließlich eine endgültige Besetzung der nun neuformierten Band Folk-X mit Lisa und Werner. Hinzu kamen auf "Kundenanfrage" noch Silvester Janiba (Akkordeon und Gesang) und Hans Zinkl (virtuose Saiteninstrumente).

2012 kaufte ich mir ein 4-saitiges Banjo und wurde bald darauf eingeladen, bei Jazz-Sessions mitzuspielen. Ich gründete im Frühjahr 2013 meine eigene Swingjazz-Formation "MeinaSöh", scharte die besten (und nettesten) Jazzmusiker um mich und schon kamen auch die ersten Auftritte.

2016 wurde ich ins Orchester Jess Robin eingeladen, mit dem ich bereits mehrere Auftritte in Ungarn, Slowenien und Graz absolviert habe. Heuer im Juli geht es für zwei Club-Gigs nach Dublin ...

Und nun – nachdem ich 2017 auch noch mein erstes Buch geschrieben habe – laufen alle Musik-, Mal- und Schreibactions parallel zueinander mit pensionistischem Hochdruck :-)

Ab 2018 beginne ich mit Musik zu Lesungen. Lis (meine langjährige Autoren-, Bühnen- und Lebenspartnerin) veröffentlicht unter dem Pseudonym Lis Levell ihren ersten Roman, dem bis 2023 noch fünf weitere folgen sollen. Zu fast allen entsteht ein rund einstündiges Programm als "Lesung mit Musik"

Im Jahr 2023 sind es bereits weit über 50 Auftritte. Im Juli 2023 ein einschneidender musikalischer Schritt, da Lisa Rabél (Folk-X) völlig überraschend über die Regenbogenbrücke in ihre Bossa-Nova-Welt wechselt. Wir hatten über 100 Auftritte gemeinsam zelebriert, und es ist ein sehr trauriger Abschied!

Quelle: Showbizzinfo NL - Geert Hakze

Label: © Blue Music

Tags: